Whiskynasen Essen


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Hier finden Sie einen sehr schönen Artikel über eine Reise nach Schottland, insbesondere auf die Whiskyinsel Islay.
Unsere beiden Mitglieder Armin und Ralf hatten die Möglichkeit Schottland und sein Whisky im Mai 2016 live zu erleben.

Schottlandreise 2016, Tour zur Whiskyinsel Islay



13.09.2016

Eine einwöchige Reise nach Schottland unternahmen unsere beiden Whiskynasen Armin und Ralf.
Mit dem Flieger von Düsseldorf ging es in die Schottische Metropole Glasgow.
Nach der Übernahme des Mietwagens ging es direkt los zum Besuch der ersten Whiskydistillery in Richtung Doune, zur Brennerei Deanston.

Die Brennerei wurde 1965 in einer ehemaligen Baumwoll-Mühle untergebracht, was man auch optisch an dem fabrikartigem Gebäude deutlich erkennt.Dort wurden wir von einem äußerst freundlichen Team begrüßt und konnten nach einer kleinen Wartezeit, im anliegendem Coffee Shop, an einer interessanten Führung teilnehmen.
Der Guide der Tour erzählte von der Geschichte der Brennerei und führte uns mit viel Fachwissen durch den ganzen Prozess der Deanston Whiskyproduktion.
Zum Ende der Tour gab es dann ein Tasting mit einer 12 Jahre alten Standardabfüllung und einem NAS aus dem Virgin Oak Cask. Beide Whiskys sind solide Vertreter ihrer Brennerei und wirklich sehr gut gelungen.


Erstaunlich das die Whiskys von Deanston gefühlsmäßig eher ein Schattendasein führen. Das haben sie bestimmt nicht verdient. Der Krönende Abschluss allerdings war ein sogenanntes "Handfill", bei dem man sich eine Flasche eines 7 jährigen, im Rotweinfass gelagerten Single Malt, selbst abfüllen konnte.

Selbst verkorkt und mit einem Etikett, mit eigener Unterschrift und entsprechenden Daten des Inhalts versehen, verließen wir glücklich und zufrieden das schöne Ambiente von Deanston.

Weiter ging‘s zur unser ersten Unterkunft einem B&B mit dem schönen Namen "Blubell Cottage" in der Nähe von Kennacraig. Eine durchaus empfehlenswertes B&B.


 


14.09.2016


Unser heutiger Tag führte uns nach Campeltown einer Whiskyregion auf der so besungenen Halbinsel Kintyre. Nach einer etwa 1,5 stündigen Fahrt kamen wir dort an und begaben uns direkt zurersten Brennerei "Glen Scotia". In dem kleinen Visitor Center empfing uns der Manager gleich persönlich. Da keine anderen Besucher für einer Tour anwesend waren, bekamen wir eine fast private Führung durch die Produktionsstätten von Glen Scotia. Die grundliegenden Arbeitsabläufe in den Distillen ähneln sich sehr und unterscheiden sich meist nur in Nuancen.
Interessant hierbei sind doch, die immer wieder unterschiedlich geformten Brennblasen, die größtenteils die unterschiedlichen Charaktere eines Whisky jeder Distille ausmachen.
Hier viel auch die, nicht so traditionelle Art der Fasslagerung auf. Die Fässer auf Palletten gestellt und diese in mehrfachen Ebenen übereinander gestapelt, sorgt hier sicherlich für eine optimale Ausnutzung der Lagerkapazität und eventueller schnellerer Reifung. (Racked Warehouse). Ob das Auswirkungen auf den Geschmack und damit Geschmack , gegenüber der liegenden Fasslagerung (Dunnage Warehouse) hat, bleibt abzuwarten.
 

Das anschließende kleine Tasting mit einem "Distillery only" mit 59.1% und in einem Sherryfass ausgereiften Whisky, hatte keine Macken und war eine richtig gute und runde Geschmacksbombe.
Auch der "Glen Scotia Victoriana" mit 51,1% gereift in einem stark verkohltem Eichenfass war nicht zu verachten. Den sollte man auf der Wunschliste haben.


Weiter ging‘s dann zum dem, mitten in der Stadt gelegenem Besucherzentrum, von Springbank bzw. Glengyle. Dort erhielten wir dann unsere Tickest für die, zuvor schon gebuchte Tour der beiden Brennereien.
Ein paar hundert Meter weiter, ebenfalls mitten in Campeltown gelegen, ist die Distille von Springbank. Leider gab es an unserem Besuchstag keine Produktion die zu bestaunen war.Trotz allem war die Führung recht interessant. Vor allem die unterschiedlichen Produktionsmethoden der drei Whiskysorten "Hazelburn" (kein Rauch), "Springbank"(etwas Rauch), und "Longrow"(stark rauchig).
Im Anschluss ging es dann zur direkt nebenan liegenden Brennerei Glengyle. Hierbei handelt es sich um eine Art Alibidistille. Um dem Status einer Whiskyregion aufrecht erhalten zu können muss eine Region mindestens 3 aktive Distillen betreiben und mindestens 6 Wochen im Jahr produzieren. Dies war vor zig Jahren hier kein Problem, da gab es in der Region Campeltown knapp 30 Distillen, heute leider nur noch zwei. Also entschied man sich eine dritte Distille zu bauen und wie erwähnt, tatsächlich 6 Wochen zu Arbeiten. Dies zur Geschichte von Glengyle. Da hier zur Zeit nicht produziert wurde konnte man natürlich keine aktiven Prozesse beobachten.

Anschließend ging es zurück ins Visitorcenter wo wir noch einige gute Tropfen der oben erwähnten Distillen verkosten konnten.
Unser Rückweg führte uns dann wieder durch die schöne Landschaft von Kintyre bis  nach Kennecraig, von wo wir mit der Fähre die zur "Whiskyinsel" Islay fuhren.

Nach etwa 2,5 Std. zur späten Stunde im Dunkeln, kamen wir dann am Hafen von Port Askaig auf Islay an.

Unsere neue Unterkunft, das "Ballygrant Inn", war nicht weit entfernt.

 

 


15.09.2016

Nach dem sehr gutem Scotisch Breakfast, welches uns der Eigentümer des Hotels persönlich kredenzte, ging es nun auf Erkundungstour über die Insel Islay.
Mit 8 Distillen auf wenige Quadratkilometer, gilt die Insel schon fast als Whiskyhotspot. Vor allem Liebhaber rauchiger Whiskys kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten.

Der erste Weg führte uns nach Lagavullin. Dort schauten wir ob es noch etwas von der speziellen "Jazz Festival 2016" Abfüllung, des vergangenen Wochenendes, zu ergattern war.
Wir hatten Glück und es gab noch genug, um auch Freunden etwas mitzubringen. Selbstverständlich kosteten wir auch diese hervorragende Sonderabfüllung.

Da wir hier im letzten Jahr eine ausgiebige Besichtigung der Distille unternommen haben, sparten wir uns diese und fuhren dann erst mal wieder nach Port Askaig um mit der Fähre auf die gegenüberliegende Insel Jura überzusetzen.
Dort besuchten wir auch die gleichnamige Distille.
Der Weg dorthin führt gröstenteils an der Küste entlang, von wo aus man spektakuläre Ausblicke geniessen kann.

Bei Jura angekommen, buchten wir sogleich eine Tour durch die Distille. Die Wartezeit genossen wir im gegenüberliegenden Restaurant des Jura Hotels, welches gerade mit dem Spruch auf Ihrer Kuchenkarte
"guaranteed love and happiness in each slice" warb. Dies wollten wir doch direkt mal ausprobieren und wir wurden nicht enttäuscht. Dies nur mal am Rande.

Ein sympathischer weiblicher Guide führte uns durch die Jura Distille. Die Größe der Distille überraschte uns in der Tat ein wenig. Das hätten wir hier eigentlich nicht erwartet. Wenn man bedenkt das die Insel nur etwa 200 Einwohner hat und etwa 367km² groß ist. Dafür leben hier aber ca 5500 Hirsche. Auch hier wurde uns die Individualität der Distille gezeigt und das obligatorische Tasting am Ende durfte natürlich nicht fehlen.
Wir waren allesamt über die recht guten Single Malt Whiskys angenehm überrascht. Hier kann man sich, unserer Meinung nach, den 16 jährigen "Diurachs Own" bedenkenlos ins Whiskyregal stellen.
Ein Superwhisky zu einem recht günstigen Preis. Aber auch der Superstition, ein leicht getorfter bzw. rauchiger Whisky und der Prophecy für die Freunde der kräftigen Torf- und Rauchnoten sind nicht zu verachten.

Dann fuhren wir wieder zurück auf die Insel Islay wo wir uns ein wenig Entspannung in der Bar des Ballygrant Inn gönnten. Apropos Bar.

Hier werden über 600 verschiedene Whiskys im Ausschank angeboten. Eine Supermöglichkeit auch mal Dinge zu probieren die man nicht so mal eben bekommt, oder die Flasche mit etlichen Hundert Euro zu Buche schlägt.
Selbst der "Whisky to go" also das Abfüllen in kleine Fläschchen für die Mitnahme war hier kein Problem.




 


16.09.2016

Nach dem Frühstück ging es an diesem sonnigen Morgen zu unserer Lieblingsbrennerei Kilchoman. Da wir auch hier schon eine ausgiebige Besichtigungstour im letzten Jahr unternommen haben, informierten wir uns nur noch mal über die neusten News was die Brennerei betrifft, stöberten im recht großen Visitorcenter umher und genossen einen recht guten Kaffee in der Cafeteria. Etwas Neues zum Tasten, was wir bis jetzt nicht schon kannten, gab es zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht. Egal, mal wieder hier gewesen, war auch schön.
Ein Ausflug an die Machir Bay, dem Namensgeber der Kilchoman Standardabfüllung, war hier fast eine Pflicht. Auch einen Friedhofsbesuch am Grab von John MacLallen, dem im März verstorbenen Distillerymanager von Kilchoman, ließen wir uns nicht nehmen.


Wir machten uns dann auf den Weg nach Bruichladdich.
Hier hatten wir eine Distillerytour geplant. Die Wartezeit wurde uns mit der Standardabfüllung von Bruichladdich, dem Classic Laddy versüßt. Diesen hatten wir das erstmal im Glas. Großes postives Erstaunen, über diesen sehr gut gelungenen, unpeatet Single Malt, den wir uns zukünftig sicherlich auch mal ins heimische Regal stellen werden.

Dann ging es los zur Tour durch die Distille. Wie üblich gab es erst mal etwas geschichtliches zur Brennerei und eine Anekdote zu der Entstehung der mintgrünen Hausfarbe.
Dieses Grün zieht sich durch die komplette Produktionsstätte. Auch hier sind die meisten Maschinen und Geräte schon uralt, aber immer noch bestens in Schuss und in Betrieb! Computer sucht man innerhalb der Produktion vergeblich.

Bruichladdich ist die einzige Brennerei auf Islay, die auch unpeatet Whiskys brennt und vertreibt.
Im Gegenzug dazu produziert Bruichladdich unter dem Namen Octomore aber auch einen der rauchigsten Whiskys der Welt. Das bekannte Tasting, im Anschluss der Tour, durfte hier natürlich auch nicht fehlen. Auch hier haben wir uns ein Fläschchen selbst, aus einem  first-fill Sherry cask distilled 24 June 200, 12 years old. The alc. vol is 61.2%.,abgezapft. Ein sogenanntes Valinch, welches es man nur hier vor Ort und so lange bis es leer ist bekommt.

Den Abend genossen wir wieder in der Bar des Ballygrant Inn, wo man auch wirklich hervorragend Essen kann.


 


17.09.2016

Heute stand eine ausgiebige Besuchstour bei der Brennerei Ardbeg statt. Ein bekannter Vertreter von heftig rauchigen Whiskys. Auf dem Wege dorthin kamen wir auch an der ältesten Distille Islays, an Bowmore vorbei.Da wir hier auch schon letztes Jahr eine ausgiebige Besuchstour unternommen hatten, handelte es sich hierbei auch nur um eine Stippvisite. Nicht allzu weit von hier sollte wohl auch eine neue Brennerei mit dem Namen Gardbreg entstehen. Um zu sehen wie weit diese Pläne schon in die Tat umgesetzt wurden, begaben wir uns an diesen vermeintlichen Ort. Aber außer einem Schild und einem halb zerfallenem Gehöft, war hier nichts zu sehen.
Falls das jemals etwas wird, dauert es auf alle Fälle noch ziemlich lange.

Weiter ging die Fahrt Richtung Ardbeg mit einem kleinen Fotostop um die Lagavullin Distille von der gegenüberliegenden Bucht aus zu fotografieren.
Da jetzt noch immer etwas Zeit bis zu unserer Tour bei Ardbeg war besuchten wir das Kildalton High Cross, einem der ältesten und noch relativ gut erhaltenen Keltischen Kreuze auf der Insel. Es stammt aus dem 9. Jahrhundert und hat über die Jahrhunderte ein grausiges Geheimnis bewahrt.
Bei dieser geschichtlich, kulturellen Pause, hätten wir bald noch unsere Zeit zum Tasting verpasst. Also auf nach Ardbeg.

Die Brennerei präsentiert sich super gepflegt und renoviert. Hier hat man zur letztjährigen 200 Jahr Feier mal richtig in das äußere investiert. Aber taugt auch der Whisky? Die übliche Tour begann, leider mit Fotoeinschränkungen,was uns besonders negativ aufstoß. Na ja, wie Whisky gemacht wird haben wir zu genüge Dokumentiert und hier wird im wahrsten Sinne des Wortes auch nur mit Wasser gekocht.
Das anschließende Tasting auf dem ehemaligen Mälzboden war schon etwas heftig. Man kann nicht sagen das Ardbeg irgendwie geizig mit Ihren Whiskys umgeht. Zum Glück hatten wir aber genügend kleine Fläschchen dabei um sich was mitzunehmen. Die fünf gut gefüllten Drams am frühen Nachmittag, wären doch ein bisschen viel. Wir wollten eigentlich genießen und nicht einfach reinkippen. Ob uns Ardbeg auf Dauer überzeugen kann, bleibt abzuwarten.











 


18.09.2016

Die letzte Distille auf Islay die noch auf unserer to visit Liste stand, war Bunnahabhain. Die ganze Distille ist das krasse Gegenteil der frisch renovierten Ardbeg Distillery. Hier sich wohl seit vielen Jahren ein größerer Investitionsstau angehäuft und eine Renovierung wäre wohl dringend mal nötig. Andersherum hat das Ganze auch schon fast wieder einen besonderen Flair.
Bunnahabhain hat bis vor einigen Jahren größtenteils für die Blendindustrie gearbeitet. Man hat sich aber gewandelt und will nun wieder mehr in Qualität als in Quantität investieren.








 

 

Die Führung in der fabrikartigen Distille wurde von einer netten Tourleiterin durchgeführt, die allerdings durch einen vorherige Partyabend etwas angeschlagen und müde wirkte. Trotz allem gab sie sich die größte Mühe, uns in die Eigenheiten der Brennerei einzuführen. Hier stehen wohl auch einige der größten und die älteste Brennblase aus dem Jahre 1881, die heute noch in Betrieb ist.
Ein Warehousetasting mit dem Warehousemanager war dann die absolute Krönung der Führung. Die Angebotenen Single Cask Drams waren allesamt richtig schöne Kracher. Diese Brennerei sollte man nicht aus den Augen verlieren.
Auch hier bot man uns ein Whisky Handfill an, welches wir auch gerne annahmen. Ein 10 jähriger Bunnahabhain mit Finish im Pedro Ximenez Sherry Fass, kam mit ins Gepäck.

Dies war dann auch unser letzter Tag auf der Insel Islay.






 


19.09.2016


An diesem Morgen ging es zunächst Richtung Port Ellen, vorbei an die gleichnamige aber schon lange geschlossenen Distille. Vorgelagert thront die riesige Industriemälzerei von Diageo, die den größten Teil des Malzes, welches auf der Insel von fast allen Brennereien verarbeitet wird, produziert. Hier wartete auch schon unsere Fähre Richtung Festland auf uns. Von der Fähre aus sieht man die 3 Brennereinen Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg die wie an einer kleinen Perlenschnur gereiht, an der Küste liegen.

Schönstes Wetter begleitete uns auf der Überfahrt nach Kennacraig. Dort angekommen erwartete uns noch mal eine mehrstündige Autofahrt Richtung Glasgow, die durch teilweise atemberaubend schöne Landschaften führt, an denen man fast an jeder 2 Ecke einen Fotostop einlegen möchte.

In Glasgow erwartete uns dann unsere letzte Distille auf dieser Tour. Auchentoshan ist die einzige schottische Distille die dreifach brennt. Empfangen wird man in einem modernen Visitorcenter mit den üblichen Utensilien.
Uns interessierte aber eine Tour durch die Brennerei. Nach nur kurzer Wartezeit, konnten wir diese mit einigen anderen Besuchern aus aller Welt beginnen. Man merkt das diese Distille in einer Großstadt liegt.

Die Tour war sehr informative und an jeder Produktionsstation gab es große, verständliche, mehrsprachige Grafiken, die den vielen internationalen Touristen, alles noch mal ausführlich darstellten.

Das sehr großzügige und äußerst aufgeräumt wirkende Stillhouse war schon eine Augenweide. Der Gang durch eines der Warehouses, mit dem typischen "Angels Share" Duft, schloss die Führung ab.
Auch das obligatorische Tasting durfte nicht fehlen. Und natürlich ein tolles Handfill, dass wir exklusiv, im zuvor besuchten Warehouse, aus einem im Bordeaux Fass gereiftem, mit dem typischen Stave, zapfen durften.
Damit war dies der letzte Besuch einer Whiskydistillery auf unserer Reise durch Schottland.

Die letzte Nacht vor dem Rückflug am anderen Tage, verbrachten wir in dem wenige Kilometer vor Glasgow vorgelagertem Örtchen Dumbarton, in einem hübschen B&B bei der Familie Shmith.
 


20.09.2016

Heute ging es nach dem Frühstück direkt Richtung Airport. Das Auto abgeben, Einchecken und ab ging der Düsenvogel wieder Richtung Heimat.
Schottland du warst gut zu uns, Danke!